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Dauerregen - Hochwasser - Katastrophenalarm im Landkreis Traunstein

Dauerregen und Hochwasser halten Feuerwehren im Dauereinsatz

Alle 80 Feuerwehren und rund 1500 Floriansjünger im Landkreis Traunstein im Einsatz - mehr als 1100 Einsätze bewältigt (Stand: 2.6.13 – 17.00 Uhr).

Lkr. Traunstein. Die Meteorologen behielten Recht und die Unwetterwarnungen, die vom Deutschen Wetterdienst schon am Freitag (31.5.) ausgegeben wurden, sind eingetroffen. Starker, unablässiger Dauerregen hat im gesamten Landkreis Traunstein zu teilweise extremen Hochwasser und damit zu einem Groß- und Dauereinsatz von Feuerwehren, Technischem Hilfswerk und Rettungsdiensten geführt. Katastrophenalarm wurde im Gegensatz zu den Landkreisen Berchtesgadener Land, Rosenheim und Passau im Landkreis Traunstein zunächst nicht ausgerufen. Am Sonntag um 15.50 Uhr entschied sich die Führungsgruppe Katastrophenschutz des Landkreises Traunstein aufgrund der erwarteten Wettervorhersage den Katastrophenfall auszurufen. Für die 80 Feuerwehren im Landkreis Traunstein waren mit rund 1500 Floriansjünger im Einsatz, die bis zum frühen Sonntagnachmittag mehr als 1100 Einsätze durchführten.

Überschwemmte Straßen und Fahrbahnen, die durch eingeschwemmtes Erdreich und Geröll unpassierbar wurden, Wohnhäuser, die von Hochwasser bedroht oder umspült wurden, so dass Menschen evakuiert werden mussten und unzählige überflutete Keller und Betriebsstätten, die ausgepumpt werden mussten, hielten die Feuerwehren pausenlos in Atem. Der Einsatzmarathon begann am Samstagabend gegen 19 Uhr. Ab da wurden die Wehren von der Integrierten Leitstelle Traunstein im Minutentakt alarmiert – die gesamte Nacht zum Sonntag hindurch. Hunderte von Hilfegesuchen betroffener Menschen gingen bei der Leitstelle ein und wurden an die Feuerwehren weitergegeben.

Besonders betroffen war der südliche Landkreis Traunstein, vor allem das Trauntal mit den Gemeinden Inzell, Ruhpolding und Siegsdorf ebenso das Achental, vor allem Marquartstein, Unterwössen und Grassau und im Nordosten die Stadt Tittmoning, wo auch die Salzach extremes Hochwasser führte. In Eisenärzt trat die Traun über die Ufer, wovon der Bahnhofsbereich bedroht wurde. Die Staatsstraße nach Ruhpolding musste gesperrt werden, ebenso musste der Bahnverkehr zwischen Traunstein und Ruhpolding wegen Unterspülungen der Gleise eingestellt werden.

In Ruhpolding traten Flüsse und Bäche über die Ufer, mehrere Gebäude mussten mit Sandsack-Wällen geschützt werden. Für eine Tiefgarage drohte die Gefahr der Überflutung. Dutzende Keller mussten von eingelaufenem Wasser leer gepumpt werden. Auch in Siegsdorf gab es keine Verschnaufpause für die Feuerwehren. Um allen Notrufen nachkommen und Gebäude vor dem Hochwasser schützen zu können, wurden zur Unterstützung das Technische Hilfswerk (THW) aus Traunstein und Traunreut angefordert, ebenso wurden die Feuerwehren Nirnharting und Wonneberg nach Siegsdorf beordert, um im Bauhof Hunderte von Sandsäcken zu füllen. Dass Feuerwehren von außerhalb anrückten, um dort, wo die Lage besonders bedrohlich war, unterstützend tätig zu werden, wurde zur gängigen Praxis. Vor Notrufmeldungen über überflutete Keller und Gebäude kaum retten konnten sich die Feuerwehren in Marquartstein, Grassau und Übersee. In Grassau wurde das Asylbewerberheim, unmittelbar neben der Tiroler Ache evakuiert. Schnelleinsatzgruppen des Bayerischen Roten Kreuzes und des Malteser Hilfsdienstes betreuten die rund 50 Evakuierten in einer Behelfsunterkunft in der Schule in Grassau. Von der Tiroler Achen überspült wurde der Ortsteil Öd in Marquartstein. Rund 20 Personen aus sechs Häusern wurden evakuiert. In Raiten (Gde. Schleching) kam es zu Dammausschwemmungen, weshalb der untere Ortsteil ebenfalls evakuiert werden musste.

Zahlreiche Straßen mussten gesperrt werden, so die Staatsstraße 2096 zwischen Grabenstätt und Übersee, die Bundesstraße 307 zwischen Marquartstein und Schleching, die Bundesstraße 305 zwischen Unterwössen und Marquartstein sowie zwischen Ruhpolding und Reit im Winkl, die Kreisstraße zwischen Ruhpolding und Brand und die Bundesautobahn A8 zwischen Grabenstätt und Bernau. Reit im Winkl und Schleching wurden von der Außenwelt abgeschnitten und konnten auf der Straße nicht mehr erreicht werden.

Kurz vor Mitternacht (von Samstag auf Sonntag) wurden die Hochwasserhelfer zusätzlich in Aufregung versetzt. Ein Beobachter an der Tiroler Ache war sich sicher bei Marquartstein eine leblose Person im Wasser treibend gesehen zu haben. Wasserrettungskräfte der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und der BRK-Rettungsdienst wurden alarmiert und suchten bis nach Übersee-Almau nach dem Vermissten. Nach rund einer Stunde wurde die Suchaktion ohne Ergebnis abgebrochen. Dramatisch ging es am Sonntagmorgen in Tittmoning zu. Dort war ein Auto mit zwei Personen auf der teilweise überschwemmten Grenzbrücke liegengeblieben. Die Feuerwehren Tittmoning und Ostermiething retten die beiden, im Wasser eingeschlossenen Personen, mit leichter Unterkühlung, aber ansonsten unbeschadet. Im Stadtgebiet waren zudem zahlreiche Keller voll Wasser gelaufen. Die Feuerwehr der Salzachstadt erbat deshalb Hilfe von verschiedenen anderen Wehren der Umgebung, um alle Notrufe abarbeiten zu können.

Dort wo Muren abgegangen waren, zum Beispiel in Eisenärzt, Bergen und in Straß (Gde. Waging) setzten die Feuerwehr schweres Gerät wie Radlader und Bagger ein, um Straßen wieder befahrbar machen zu können. Auch waren mancherorts Kehrmaschinen erforderlich. In Rothanschöring wurde das gesamte Betriebsgelände einer Firma 30 Zentimeter hoch überschwemmt. Das Wasser drang in die Werkstätten ein und die Feuerwehr setzte alle verfügbaren Pumpen ein. In Burg bei Tengling bestand die Gefahr, dass eine Biogasanlage überflutet wird. Wie schon vor einigen Wochen nach einem Starkregen wurden Zweckham und die Kreisstraße TS 1 bis zu einem halben Meter hoch überschwemmt.

Im Laufe des Sonntagnachmittags ging der Pegel der Traun am Messpunkt Hochberg langsam aber stetig zurück. Dadurch entspannte sich die Lage im Süden des Landkreises ein wenig und der Einsatzschwerpunkt verlagerte sich in die Stadt Traunreut sowie nach Altenmarkt und Trostberg. Doch auch dort, wo keine Flüsse oder Bäche zur Gefahr werden konnten, hatten die Floriansjünger vielerlei Einsätze zu bewältigen, vor allem weil der anhaltende Regen das Grundwasser ansteigen ließ und viele Keller über Schächte im Kellerboden überflutetet wurden. Tiefsaugpumpen waren überaus begehrte Geräte, davon hätten die Feuerwehren am gestrigen Sonntag mindestens doppelt so viele gebraucht, wie tatsächlich vorhanden.

Zusätzliche Unterstützung leisteten die Feuerwehren im östlichen Landkreis, zum Beispiel die Feuerwehren Waging und Petting, die im Landkreis Berchtesgadener Land, wo die Städte Freilassing und Laufen vom Hochwasser schwer heimgesucht wurden, nachbarschaftliche Hilfe leisteten. So gut es ging half man einander und schickte freie Kräfte zur Unterstützung.

Zu der extremen Hochwassersituation im Landkreis Traunstein war es aufgrund anhaltenden Regens in den vorangegangen Tagen und vor allem aufgrund der hohen Niederschlagsmenge von bis zu 80 Liter in der Nacht von Samstag auf Sonntag gekommen. In den Staulagen der Alpen kamen bis zu 100 Liter zusammen,  verbunden mit der Sättigung der Böden. Bäche und kleinere Flüsse schwollen stark an. Zahlreiche Straßen wurden überflutet. Die Traun, Tiroler Achen und Salzach führen starkes Hochwasser. Die Situation im Landkreis Traunstein blieb bis Sonntagabend weiterhin angespannt. Der Landkreis Traunstein erwartet zahlreiche Sachschäden durch vollgelaufene Keller. Personen wurden nach derzeitigen Kenntnissen nicht verletzt. Im Laufe des Sonntags spitzte sich die Situation an der Tiroler Achen sowie an der Salzach zu. Die Tiroler Achen hatte einen Pegelstand von 6,60 m. Damit lag der Wasserstand um etwas 90 cm über der Hochwassermarke aus dem Jahr 2002. An der Salzach wird am Sonntagabend mit einem weiteren Anstieg des Pegels gerechnet. Dort besteht die Gefahr einer Überspülung des Salzachdamms.

Nach Aussagen des Landkreises Traunstein sind etwa 2.250 Hilfskräfte in allen Gemeinden im Landkreis Traunstein im Einsatz um die Hochwasserlage unter Kontrolle zu bekommen. Dieser hervorragende Einsatz der unzähligen freiwilligen Helferinnen und Helfer verdiene besonderen Dank und Anerkennung. Das Landratsamt Traunstein bittet die Bevölkerung eindringlich in ihren Wohnungen zu bleiben, bis sich die Situation deutlich entspannt hat.

Am Sonntagnachmittag dauerten die Feuerwehreinsätze im gesamten Landkreis Traunstein unvermindert an. Nachdem es schien, dass die Regenfälle nur sehr zögerlich nachließen, richteten sich die Floriansjünger auf eine weitere lange und einsatzreiche Nacht ein.

Text: Peter Volk

Quelle: Kreisfeuerwehrverband Traunstein