Kommandant Erhard: "Wir sind kein Hausmeisterservice"
Die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Traunreut hat ein sehr ereignisreiches Jahr 2017 hinter sich. Insgesamt waren 253 Einsätze abzuarbeiten, und es wurden 10975 ehrenamtliche Stunden geleistet. In der Jahreshauptversammlung fand Kommandant Karl-Heinz Erhard deutliche Worte in Bezug auf manche unnötigen Einsätze: "Wir sind kein Hausmeisterservice."
Karl-Heinz Erhard stellte heraus, was eigentlich allgemein bekannt sein sollte, nämlich dass die Feuerwehr ehrenamtlich tätig und keine Berufsfeuerwehr ist. Manche Bürger meinten aber anscheinend, "wir sitzen im Gerätehaus und warten nur auf einen Einsatz". Immer öfter würden seine Leute zu völlig unnötigen Einsätzen gerufen, bei denen es um Tätigkeiten geht, die eigentlich ein Hausmeister erledigen sollte. "Aber ein Hausmeister hat am Wochenende frei, und wir sind 365 Tage 24 Stunden einsatzbereit", so Erhard. Als Beispiele für solche Einsätze nannte er ein abgerissenes Heizungsventil und einen tropfenden Wasserhahn in der Wohnung.
Was noch hinzukomme: "Wir sind nicht zu viele Helfer. Wir helfen zwar gerne, aber wir müssen auch unsere Arbeitsplätze und die Freizeit schützen." Die Erwartungshaltung der Bevölkerung gegenüber der Feuerwehr habe sich offenbar verschoben, "da Kas nimmt zua", sagte der Kommandant auf gut bairisch.
Kritik übte er auch an der Form der Alarmierung. So werde nach den neuesten Regeln bei der Alarmierung eine Rauchentwicklung mit einem Zimmerbrand gleichgesetzt: "Oft handelt es sich aber um angebranntes Essen, das raucht, und nicht um Feuer." Das sollte schon unterschieden werden, um nicht unnötig viele Kräfte zu mobilisieren. Von der Integrierten Leitstelle Traunstein würden oft mehr Feuerwehren alarmiert, als eigentlich notwendig wären. Bei einem Verkehrsunfall mit einer eingeklemmten Person seien im letzten Jahr fünf Feuerwehren vor Ort gewesen, nach Meinung von Karl-Heinz Erhard entschieden zu viele. "Ich glaube, wir überziehen das System und müssen wieder zu vernünftigen Regeln zurückkehren", so der Kommandant.
Erst kürzlich habe es in Traunreut zwei solche Fälle gegeben. Als ein Rauchmelder wegen Staubes ausgelöst wurde und eine Bewohnerin auf ihrem Balkon grillte, wäre bei genauerem Hinsehen und kurzer Rückfrage ein Einsatz in dem Ausmaß nicht nötig gewesen.
Allein die nackten Zahlen beeindruckten: Im Jahr 2017 absolvierte die Feuerwehr Traunreut laut Kommandant Erhard 253 Einsätze, darunter 58 Brandeinsätze, 149 Technische Hilfeleistungen, zwei Sicherheitswachen und 44 sonstige Einsätze. Die Zahl der THL-Einsätze war wegen des Sturms im August hoch. Laut Erhard ist es die "ureigenste" Aufgabe der Feuerwehr, Personen zu retten. 2017 taten dies die Traunreuter 41 Mal bei diversen Einsätzen. 95 Prozent aller Einsätze fanden im Stadtgebiet von Traunreut statt.
Zusammen mit den Übungen und Lehrgängen, die 3964 Stunden ausmachten, den Einsätzen mit 4479 Stunden und der Jugendarbeit mit 2532 Stunden kamen letztes Jahr insgesamt 10975 ehrenamtlich geleistete Stunden zusammen. Die Mannschaftsstärke betrug zum 31. Dezember 2017 73 Aktive, davon elf Frauen. In der Jugend sind 19, darunter vier Mädchen. Dazu kommen noch 32 passive und 70 fördernde Mitglieder, so dass die Feuerwehr Traunreut insgesamt 194 Vereinsmitglieder verzeichnet. − mix
Quelle Bericht: Heimatzeitung.de