Übungseinsätze wie am Fließband -Traunreuter Feuerwehr absolvierte Übungstag
Traunreut. Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Traunreut absolvierten am vergangenen Samstag bei bestem Wetter ihren traditionellen Übungstag. Mit eingeladen waren Sanitäter des Bayerischen Roten Kreuz aus der Bereitschaft Traunreut.
Zu drei großangelegten Einsatzübungen rückten die Retter aus, um unter möglichst realistischen Bedingungen praktisch für den Ernstfall zu trainieren. An den Übungsstätten wurde mit viel Diskonebel, Farbstoff und sogar realistisch geschminkten Verletztendarstellern Situationen vorbereitet, welche von einem echten Einsatz nur schwer zu unterscheiden waren.
Die drei Szenarien, welche der Kommandant der Traunreuter Wehr, Konrad Unterstein, vorbereitete, hatten es in sich.
Um 13:15 Uhr schrillten die Alarmglocken zum ersten Mal. Über Funk kam die Meldung: „Verdächtige Rauchentwicklung in einer Industriehalle in der Tittmoninger Straße, zwei Personen vermisst:“ Der erweiterte Löschzug machte sich sofort unter der Leitung von Zugführerin Verena Unterstein auf den Weg zur genannten Adresse und konnte bereits von weitem die Rauchsäule über dem Gebäudekomplex sehen. Vor Ort wurde die Lage durch die Führungskräfte erkundet. Als Hauptgefahren wurden die Ausbreitung des Brandes, die Atemgifte durch den dichten Rauch sowie die abgängigen Personen ausgemacht. Die Drehleiter ging in Stellung, Atemschutztrupps machten sich breit für einen Innenangriff und die Wasserversorgung sowie die Belüftung wurden aufgebaut. Eine Person musste über die Drehleiter vom Dach gerettet werden, eine Weitere fanden die Atemschutztrupps mit schweren Verbrennungen in der Industriehalle. Nach eineinhalb Stunden waren alle Gefahren beseitigt, die Personen gerettet und versorgt und die Halle belüftet. Kurzum: das Übungsziel wurde in einer respektablen Zeit erreicht, was auch die Zugführerin an die Aktiven widerspiegelte.
Viel Zeit zum Verschnaufen blieb den Hilfskräften allerdings nicht. Gleich nach dem Aufrüsten der Gerätschaften und der Fahrzeuge kam eine erneute Meldung per Funk.
„Verladeunfall in der Kläranlage an der Rauschbergstraße, eine unbekannte Flüssigkeit tritt aus, eine Person verletzt“, hieß es in der Durchsage.
Umgehend wurde sich unter der Leitung von Zugführer Pedro Sengstock auf dem Weg zur Übungsstelle gemacht. Diesmal war der Gerätewagen Atemschutz mit im Zug dabei, da hier Chemieschutzanzüge mitgeführt werden. Vor Ort wurden die Einsatzkräfte von einem Mitarbeiter empfangen, der die Führungskräfte versuchte in die Lage einzuweisen. Soweit es möglich war, versuchten die Führungskräfte die Lage zu erkunden. Auf Grund der örtlichen Begebenheiten war die Einsatzstelle nur schwer einsehbar und zu erreichen. Das machte einen schnellen Einsatz eines Atemschutztrupps notwendig. In der Zwischenzeit wurde die Einsatzstelle räumlich aufgeteilt so dass der Gefahrenbereich, die Dekontaminationsstelle und der Absperrbereich sichtbar gekennzeichnet waren. Der Angriffstrupp fand am Ort des Geschehens eine Patientin mit starken Verätzungen in einem Lieferwagen sowie ein Fass, aus dem immer noch ein Medium austrat, vor. Parallel zur Personenrettung zogen weitere Trupps die Chemikalienschutzanzüge an, um das Fass abzudichten und die Dekontamination durchzuführen. Bei Außentemperaturen um die 30°C stellt das eine große körperliche Belastung dar. Auch an den dreifachen Brandschutz sowie die Abdichtung der Gullys wurde gedacht. Letztendlich konnte ein weiterer Trupp den Austritt des Mediums stoppen und die Helferinnen und Helfer des BRK die Patientin versorgen so dass es auch hier nach eineinhalb Stunden hieß: Alle Gefahren abgearbeitet, Übungsziel erreicht.
Bei der dritten und gleichzeitig letzten Übung des Tages ging es um eine erschwerte Personenrettung eines Bewusstlosen aus dem Obergeschoss der BRK Rettungswache an der Banater Straße. Die Schwierigkeit lag darin, dass durch die Gauben und die Dachschräge, ein Anleitern mit der Drehleiter nicht möglich ist da man mit dem Rettungskorb auf Grund des Winkels nicht an das gewünschte Fenster kommt. Diesmal rückten die Aktiven unter der Leitung von stellvertretenden Kommandanten Karl-Heinz Erhard zur Übung aus, welche unter dem Alarmstichwort „Personenrettung aus Höhen und Tiefen“ ablief.
Vor Ort erkannte Erhard sofort die Problematik, so dass hier wichtige Zeit gewonnen werden konnte. Er entschied sich, einen Flaschenzug an der Drehleiter aufzubauen und das ganze Konstrukt dementsprechend abzusichern. Hier waren vor allem die Kameraden mit der Ausbildung zur Absturzsicherung gefragt. Währenddessen versorgten Feuerwehrkräfte den Patienten und machten diesen Transportbereit so dass einer zeitkritischen Rettung nichts mehr im Wege stand. Nach rund einer viertel Stunde kam die Lagemeldung: Person über Schleifkorbtrage gerettet und dem Rettungsdienst übergeben“.
Die Kommandanten der Traunreuter Feuerwehr, Konrad Unterstein und Karl-Heinz Erhard, lobten die Aktiven für ihren Einsatz während des Übungstages. „Alle Übungen wurden professionell, motiviert und mit der notwendigen Ernsthaftigkeit abgearbeitet“, so die Aktivenchefs. „Wir konnten wichtige Erkenntnisse erlangen und werden das eine oder andere Thema mit Sicherheit noch einmal aufbereiten um besser zu werden“, ergänzte Unterstein in seinem Fazit. Die Freiwillige Feuerwehr bedankt sich bei der Firma Zerzog, bei den Stadtwerken sowie beim BRK für das zur Verfügung stellen der Übungsörtlichkeiten.
Ein weiterer Dank gilt Laura Fringer für die realistische Unfalldarstellung der Verletzten.
Nachdem alle Gerätschaften wieder geputzt und an ihrem Platz waren und die Fahrzeuge getankt in der Halle standen, lies man den Tag gemeinsam bei einer zünftigen Brotzeit, welche der Kommandant ausgab, ausklingen.